Die Zerstörung der deutschen U-Boot-Flotte war eines der wichtigsten Ergebnisse des Zweiten Weltkriegs. Anfang Mai 1945 ging der U-Boot-Krieg in Europa und im Atlantik zu Ende.
Am 29. April brach ein erbittertes Gefecht in der Barentssee zwischen den Geleitschiffen des Konvois RA-66 und deutschen U-Booten aus. Gegen 22 Uhr feuerte das deutsche U-Boot U-286 vom Typ VIIC unter Kommando Oberleutnants Willi Dietrich einen Torpedo auf die HMS Goodall ab und versenkte die britische Fregatte nur sieben Meilen von einem sowjetischen Hafen entfernt – der letzte schreckliche Erfolg der Nazi-U-Boote im Norden. In dieser Nacht wurde das U-Boot mitsamt seiner Besatzung zerstört.
Bereits am 1. Mai erhielt der Kommandeur der Nordflotte Admiral Arsenij Golowko einen Funkspruch vom Oberkommando der Marine in Moskau mit Richtlinien für die Aufgabe der deutschen U-Boote vor dem Hintergrund einer erwarteten Kapitulation Deutschlands: „Alle derzeit auf See befindlichen U-Boote müssen auftauchen und eine schwarze Flagge oder Wimpel hissen. Die Besatzung ist auf dem Oberdeck aufgereiht. U-Boote haben Ihre Position klar an unsere Küstenstationen auf der Frequenz 500 kHz (600 m) zu übermitteln. Bei Nacht müssen U-Boote ihre Lichter anschalten. U-Boote im Einsatzbereich unserer Flotte müssen die ihnen über Funk mitgeteilten Basis anlaufen.“
Am 2. Mai 1945 fiel Berlin und am 4. Mai unterzeichnete Großadmiral Karl Dönitz, neuer Kopf des Dritten Reichs, eine teilweise Kapitulation der deutschen Truppen in Norddeutschland an die Briten. Am gleichen Tag wurde folgender Funkspruch an alle Kommandeure der noch auf See befindlichen U-Boote geschickt: „Acht an alle U-Boote. Sofort Feuer einstellen. Alle feindlichen Handlungen gegen alliierte Schiffe einstellen. Dönitz.“ Damit war der U-Boot-Krieg formell beendet.
Jedoch erhielten nicht alle der 64 noch auf See befindlichen U-Boote den Befehl oder waren nicht gewillt, ihn zu befolgen; einige von ihnen versenkten bis zum 7. Mai weiter alliierte Schiffe. Doch die Alliierten antworteten.
Das letzte von Kriegsschiffen der Royal Navy versenkte U-Boot
Der Tag, an dem das Ende des U-Boot-Krieges verkündet wurde, endete für vier deutsche U-Boote tödlich. Nur eines von ihnen, das seit September 1942 unter dem Kommando Hans-Günther Langes an aktiven Unternehmen teilnahm, sank in einem Kampfgebiet. Die U-711, ein U-Boot vom Typ VIIC, verbrachte mehr als 300 Tage auf See und nahm an 12 Kampfaufträgen teil, machte aber als letztes U-Boot Geschichte, das vom Royal Navy Fleet Air Arm im Zweiten Weltkrieg versenkt wurde. „Avengers“ und „Wildcats“, die von den britischen Geleitflugzeugträgern Searcher, Trumpeter und Queen operierten, griffen U-711 in einem norwegischen Fjord nahe Harstadt an, als sie sich der Black Watch, einem Depotschiff, näherte. Beide Schiffe wurden auf den Meeresgrund geschickt.
Ein Kampf im Kattegat
Am 5. Mai verlor die U-Boot-Truppe der Kriegsmarine, der offizielle befohlen wurde, alle Handlungen einzustellen, drei weitere U-Boote. Nimmt man es sehr genau, ging die U-2367, ein U-Boot des Typs XXIII, das erst kurz zuvor in Dienst gestellt wurde, nicht im Einsatz verloren. Sie ging nach einer Kollision mit einem unbekannten deutschen U-Boot unter. Zur gleichen Zeit übte die U-534, ein U-Boot des Typs IXC, das bis zu dieser Zeit drei nicht erfolgreiche Angriffe durchgeführt hatte, weiterhin Widerstand im Kattegat: die erste britische „Liberator“ wurde vom Flak-Schützen ausgeschaltet, die zweite landete aber einen erfolgreichen Treffer. Bis auf drei tote U-Boot-Fahrer wurden die Besatzung des U-Boots und der einzige Überlebende der sechsköpfigen Bomberbesatzung von Rettern eines nahen dänischen Leuchtturmes aus der See gefischt. Das ganze passierte um 12:45 Uhr. Nur vier Stunden später versenkte eine weitere „Liberator“ U-579 (Type VIIC) in derselben Straße. Obwohl dieses U-Boot am 17. Juli 1941 in Dienst gestellt wurde, diente es den gesamten Krieg über als Schulschiff und seine Besatzung erlitt keinerlei Verluste bis zu diesem unglücklichen Tag im Mai, der die Leben fast der halben Besatzung kostete.
Die letzte U-Boot-Abwehr durch Oberflächenschiffe
Am 6. Mai gerieten zwei U-Boote, deren Kommandeure aus irgendeinem Grund Dönitz Funkspruch nicht gehört hatten oder gefolgt waren, in die Feuerlinie der amerikanischen U-Boot-Abwehrverbände im Atlantik. Südwestlich Neufundlands schickte der Geleitzerstörer Farquhar die U-881 auf den Boden, ein U-Boot des Typs IXC, deren erster Einsatz am 1. März begann. Am Morgen, in der Nähe der Küste Rhode Islands, südlich Newports, versenkten der Geleitzerstörer Atherton und die Patrouillenfregatte Moberly U-853 mitsamt Besatzung, ein U-Boot des Typs IXC, das an drei Angriffen seit Mitte 1943 beteiligt war.
Zuvor, am 23. April, nahe Portland, zerstörte dieses U-Bood das Patrouillenschiff PE-56 mit einem Großteil seiner Besatzung. Beim Verlassen des Hafens Newport am 5. Mai schickte U-853 den Transporter Black Point auf den Grund. Die Beweggründe des 24-jährigen Kommandeurs der U-853, Oberleutnant Helmut Fromsdorf bleiben im Verborgenen, doch die Black Point war das letzte amerikanische Schiff, das von deutschen U-Booten angegriffen wurde, und der Angriff auf das U-Boot selbst war die letzte U-Boot-Abwehr durch Oberflächenschiffe während des Zweiten Weltkriegs.
Wer war der letzte?
Das letzte Deutsche U-Boot, das verloren ging, war wohl die U-320. Am 7. Mai wurde sie von einem britischen Flugboot Catalina schwer beschädigt und am nächsten Tag in der Nähe einer kleinen Insel westlich Bergens (Norwegen) aufgegeben. Im Verhör gaben die deutschen U-Boot-Fahrer den Briten zu, dass ihr Boot von einem Luftangriff versenkt wurde, vermutlich um eine Bestrafung zu vermeiden, da sie ihr Schiff eigenhändig versenkten, nachdem Deutschland eine unkonventionelle Kapitulation am 7. Mai unterzeichnete. Die Wahrheit kam jedoch viel später ans Licht.
Ergebnis
Bis zum 8. Mai erfuhren alle Kommandeure der U-Boote der Kriegsmarine die Bedingungen der Kapitulation. 12 U-Boote waren immer noch in englischen Küstengewässern, eines operierte in amerikanischen Gewässern, 16 U-Boote waren auf dem Weg in ihre Basen und 21 auf der Jagd. Der Verbleib von sechs U-Booten ist immer noch unbekannt und die verbliebenen funktionsfähigen U-Boote waren im Hafen: 84 in Norwegen, eins in Frankreich, sechs im Fernen Osten, sechs in Deutschland und vier in Dänemark. Alle ergaben sich alliierten Schiffen auf See und wurden in die Häfen Großbritanniens, der USA, Kanadas verschifft, oder auf dem Wasser in ihren Basen aufgegriffen mit der Ausnahme zweier U-Boote, die geflohen sind, um in Argentinien interniert zu werden und ein anderes, das von Spanien 1943 interniert wurde.
So endete die Geschichte der Wolfsrudel der Kriegsmarine. Eine lang ersehnte Ruhe legte sich über die Meere.