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27.08.2018
Hautnah – Jean Bart

Willkommen zu einer weiteren Ausgabe von Hautnah, wo wir die Geschichte hinter einiger der berühmtesten Kriegsschiffe der jüngsten Zeit untersuchen.

Im Mittelpunkt des heutigen Artikels steht das beeindruckende französische Schlachtschiff , das bald wieder in World of Warships segeln soll.


Hintergrund

Es ist das Jahr 1940 und die französische Armee verliert in Europa schnell Boden an den unerbittlichen auf Paris vorrückende deutsche Kriegsmaschine. Im Juni hatte die Stunde geschlagen und die Regierung war gezwungen, die Bedingungen für Frankreichs Kapitulation festzulegen. Zu dieser Zeit war die französische Flotte eine der größten und modernsten der Welt, würde sie in deutsche Hände fallen, könnte sich das als gewaltiger Stachel im Fleisch der Alliierten erweisen. In diesem Sinne gab der Oberbefehlshaber der französischen Marine, Admiral François Darlan, Winston Churchill ein Versprechen; er würde es seiner Flotte, bei deren Modernisierung und Aufbau er in den letzten Jahren eine große Rolle gespielt hat, nicht erlauben, im Falle einer Kapitulation gekapert zu werden.

Darlans Marineschiffbauprogramm hat in vielerlei Hinsicht die Herangehensweise der meisten Militärmächte in den 1930ern widergespiegelt, indem sie sich hauptsächlich auf Entwürfe konzentrierten, um die von Deutschland und Italien konzipierten Kriegsschiffe wie die Westentaschen-Schlachtschiffe oder die Schlachtschiffe der Vittorio-Veneto-Klasse zu kontern.

Richelieu. New York. 1943

 

Die Richelieu-Klasse war eine dieser französischen Antworten. Das neue Schlachtschiff übernahm viele Designmerkmale der älteren und kleineren Dunkerque-Klasse, insbesondere die Konzentration aller Hauptbatterien am Bug (inspiriert von britischen Konzepten der 1920er und 30er wie der HMS Nelson). Diese Batterien bestanden aus zwei 380-mm-Vierlingsgeschütztürmen und wurden zum Standard für französische Schlachtschiffe. Mehr Geschütze in weniger Türmen zu haben bedeutet, dass weniger schwere Panzerung nötig war, um die Geschütze zu schützen, das zu einem geringeren Gewicht führte und höhere Geschwindigkeiten erlaubte.

Weniger Türme bedeuteten allerdings auch eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass die gesamte Schiffsartillerie mit wenigen Treffern ausgeschaltet werden konnte, also sorgten die französischen Ingenieure vor. Zwischen den Türmen gab es viel Platz, wodurch die Aufbauten des Schiffs Richtung Heck wanderten und jeder Turm intern abgeschottet wurde, um die Ausbreitung von Schäden zu minimieren. Der Großteil der Sekundärbewaffnung wurde am Heck platziert, mit drei 152-mm-Dreifachgeschütztürmen in Delta-Form. Eine hohe Geschwindigkeit ohne Einbußen bei Panzerung oder Bewaffnung zu erreichen war genau das Ziel und tatsächlich war die Richelieu-Klasse mit einer Höchstgeschwindigkeit von fast 32 Knoten eines der schnellsten je gebauten Schlachtschiffe, gleich hinter der Iowa-Klasse.

 

Kampf oder Flucht

Die Jean Bart – benannt nach dem berühmten Freibeuter aus dem 17. Jahrhundert – war das zweite Schlachtschiff der Richelieu-Klasse, das gebaut wurde. Sie wurde Ende 1936 in Saint-Nazaire auf Stapel gelegt; zum Zeitpunkt der französischen Kapitulation Mitte Juni 1940 war sie gerade einmal zu drei Viertel fertiggestellt, mit nur einem von zwei funktionsfähigen Hauptbatterietürmen. Unter diesen Umständen erhielt die Jean Bart zusammen mit ihrem Schwesterschiff Richelieu und einem Großteil der französischen Marine den Befehl, Frankreich zu verlassen und Zuflucht in den afrikanischen Kolonien des Landes zu suchen. Als die Schiffe unterwegs waren, wurde ein Waffenstillstand unterzeichnet, unter dem der französische Staat halbautonom als Satellitenstaat Deutschlands im Süden Frankreichs (mit der Hauptstadt Vichy) agieren konnte, so lang es neutral im Krieg bleib.

 

Auch wenn einige Schiffe zur mit den Alliierten verbündeten Freien Französische Marine überliefen, die hauptsächlich aus Britannien operierte, kamen die Jean Bart und die meisten französischen Kriegsschiffe unter das Kommando des Vichy-Staates und konzentrierten sich in den Kolonien auf die Verteidigung seiner Neutralität, weit entfernt vom Zugriff Unbefugter. Allerdings misstrauten sowohl die Deutschen als auch die Briten den Franzosen und ihrer Loyalität; François Darlan, seines Zeichens Funktionär der neuen Vichy-Regierung, fühlte eine starke Abneigung gegenüber den Briten, vor allem nachdem die Britische Marine seine Flotte im Juli 1940 bei Mers-el-Kébir angegriffen hat.

Die Jean Bart erreichte Casablanca (Marokko) am 22. Juni und wurde defensiv im Hafen vertäut. Viele ihrer schwereren Flugabwehrgeschütze wurden abgebaut und zur Befestigung der Stadt genutzt. Die zur Fertigstellung ihres Baus benötigten Ressourcen waren in der Nähe nicht ohne weiteres verfügbar. Fast ein Jahr verging, bis Navigationsinstrumente und Brandschutzausrüstung zum Einbau nach Casablanca geschifft wurden.

Die Jean Bart in Casablanca. Torpedonetze sind an ihrer Backbordseite sichtbar.

 

Operation Torch

Die Jean Bart, obwohl sie wegen ihres unvollständigen Zustandes immer noch nicht offiziell im Dienste der Marine war, hatte den wichtigsten Einsatz ihrer Karriere im November 1942. Das alliierte Kommando hatte zusammen mit den Streitkräften für ein freies Frankreich Operation Torch geplant: eine Invasion in Nordafrika. Auch wenn amerikanische Diplomaten mit französischen Führungskräften in Nordafrika verhandelt hatten, war ihre Gefolgschaft noch nicht sichergestellt und ihre mögliche Antwort auf eine Besetzung durch die Alliierten war noch unbekannt.

Marinelegenden: USS Massachusetts

 

Als sich die Invasionsflotte Casablanca am frühen Morgen näherte, eröffneten die Verteidigungsbatterien an der Küste das Feuer auf die Landungstruppen und die amerikanischen Geleitschiffe reagierten in gleicher Weise. Die französischen Verteidiger setzten auf eine kleine Flotte bestehend aus neun Zerstörern, einem leichten Kreuzer und elf U-Booten, die neben der Jean Bart vertäut waren, zusätzlich zur Unterstützung der drei Küstenbatterien. Die Schiffe und U-Boote, die nicht vom Artilleriefeuer der US Marine beschädigt oder zerstört wurden, führten mehrere Einsätze vom Hafen aus durch, um zu versuchen, die Angreifer mit Torpedos und kleinkalibrigem Geschützfeuer abzuhalten, aber mit wenig Erfolg.

Der Hafen Casablancas zur Zeit der Invasion. Die Jean Bart befindet sich zur Linken.

 

Die Jean Bart lag immer noch im Hafen und verschaffte sich Gehör, indem sie mehrere Schüsse von ihrem einzigen funktionierenden Turm abfeuerte. Die Geschütze der USS Massachusetts drehten sich dann, um der neuen Bedrohung zu entgegnen, während Sturzkampfbomber der USS Ranger ihre Flugeinsätze auf die Schiffe begannen. Die Fliegerbomben beschädigten die Jean Bart leicht, aber die Massachusetts konnte mehrere Treffer landen, wovon der erste im Magazin des inaktiven Turms explodierte, der glücklicherweise frei von Sprengstoffen war. Eine gut platzierte 406-mm-Granate setzte dann den Drehmechanismus des einzigen funktionierenden Turms außer Gefecht, was ihn vorübergehend schweigen ließ.

USS Massachusetts

 

Der Drehmechanismus war schnell repariert und zwei Tage später erwachten die Geschütze der Jean Bart wieder, sie feuerten weiter auf die alliierte Geleitflotte und trafen fast den Kreuzer USS Augusta. Fähnrich Richard Belt hielt in seinen Memoiren an Bord der Augusta fest:

 

„Bumm! Bumm! Die Jean Bart eröffnete mit ihren 380-mm-Geschützen mit zwei Geschützsalven aus etwa 12 Kilometern Entfernung. Die Männer auf der Oberseite sagten, dass die gelben Farbspritzer der Granaten sogar den Vormars 40 Meter über dem Wasser trafen. Natürlich entschieden wir, das Land sofort zu verlasen. Unsere Käseschachtel-Panzerung war nicht dafür ausgelegt, sich mit 380-mm-Granaten anzulegen. […] Wir hatten vermutet, dass unserer einziger Widerstand [Zerstörer,] 152-mm Kreuzergeschütze und 152-mm-Küstenbatterien wären, die uns nicht weiter störten. Aber 380-mm-Granaten sind keine Spielzeuge, nach dieser Erfahrung waren wir also etwas wackelig. Im Großen und Ganzen war es ein ziemlich hektischer Dienstagmorgen.“

 

Das führte zu einer heftigen Antwort der Sturzkampfbomber der USS Ranger, die zwei Treffer erzielten (vorne und achtern), durch die die Jean Bart im flachen Hafen versank. Am folgenden Tag, nach Abschluss intensiver Verhandlungen, schloss François Darlan in seiner Rolle als ranghöchster französischer Offizier in Nordafrika eine Abmachung mit der alliierten Führung, die Seiten zu wechseln und sich ihrer Sache anzuschließen. Das beendete praktisch das Gefecht von Casablanca. Richard Belt notierte:

 

„Am nächsten Morgen hatte sich herumgesprochen, dass wir entweder abziehen, um Casablanca zu bombardieren oder als Freunde hineinschippern. Alles hing vom Ausgang der Konferenz der hohen Tiere ab […]. Dann kam unser Admiral zurück an Bord und sagte, dass wir als Freunde gehen, am Donnerstagnachmittag lichteten wir also den Anker und fuhren in den Hafen von Casablanca. […] Unser schicker Auftritt war ein scharfer Kontrast zu dem, was wir dort sahen – tote Soldaten und Matrosen trieben im Wasser; gestrandete, verbrannte und versunkene Zerstörer und Kreuzer der französischen Marine; und die bombardierte Jean Bart. Und dann waren natürlich überall im Hafen Handelsschiffe, entweder vom Geschützfeuer zerstört oder von eigener Hand versenkt.“

 

Die Jean Bart nach dem Gefecht in Casablanca. Der Schaden durch die Fliegerbomb ist deutlich sichtbar.
 

 

Nach dem Krieg

Die Jean Bart wurde vom Grund des Hafens gehoben und wieder seetüchtig gemacht, um sich dem Kampf gegen die Achsenmächte anzuschließen. Zuerst wurde vorgeschlagen, dass sie zur Überholung in die Vereinigten Staat geschickt werden sollte, um wie ihr Schwesterschiff Richelieu eine aktive Rolle im Krieg zu spielen, aber Komplikationen durch die unterschiedlichen Spezifikationen zwischen dem amerikanischen und französischen Schiffsbau verzögerten jede Handlung.

Die Jean Bart blieb für den Rest des Krieges in Casablanca. Nach ihrer Rückkehr nach Frankreich war sich die französische Admiralität nicht sicher, was sie mit ihr machen sollten, oder ob es überhaupt wert war, sie zu vollenden. Schließlich wurde entschieden, sie als Schlachtschiff zu behalten und ihre Flugabwehr umfangreich zu erweitern, um sie an die neue, stark auf Flugzeuge ausgerichtete Nachkriegs-Marinedoktrin anzupassen. Die Jean Bart wurde schließlich 1949 in Dienst gestellt, das letzte Schlachtschiff, das den Dienst in der französischen Marine antrat, als die Flugzeugträger begannen, Schlachtschiffe in der Rolle der Großkampfschiffe zu überschatten. Im weiteren Verlauf ihrer Karriere bis zu ihrer Verschrottung 1970 nahm die Jean Bart an nur einem erwähnenswerten Kampfauftrag teil, als sich die französische Flotte 1956 Israel und Großbritannien anschloss und erfolgreich Druck auf die ägyptische Regierung während der Sueskrise ausübte.

 

Der Jean Bart Leben in World of Warships einhauchen


 

Bleibt dran für die nächste Folge von Hautnah, in der wir über ein einzigartiges britisches Kriegsschiff sprechen, das aus Hälften zweier anderer Schiffe zusammengeflickt wurde. Wisst ihr, welches es ist?